Meine Freundin und ehemalige Kommilitonin Berna (siehe Foto oben) war gleich selbst inspiriert, einen Beitrag zu schreiben, als ich ihr von dem Blog erzählte. Wir haben uns beim Studium in Berlin kennengelernt, fast immer die selben Seminare belegt und uns nach erfolgreich bestandenen Prüfungen und dem Master mit gemeinsamenWein- und Cocktailabenden belohnt. Mit Berna ist es einfach immer lustig und fast niemand bringt mich so sehr zum Lachen wie sie. Wir sind am ersten Unitag beide tollpatschig in den Seminarraum gestolpert und sind seitdem unzertrennlich.
Hier könnt ihr nun lesen, was sie zu unserer Studienzeit zu sagen hat:
Sophie, auch bekannt unter la berlinesa, hat mir soeben den Link zu ihrem neuen Lateinamerika-Blog geschickt. Ein Blog, der wohl für Leute wie mich geschaffen ist. Schließlich bin bei gefühlt jeder Cumbiaparty im Yaam am Start, bin stets eine der Ersten, die neue kleine Mexikanerimbisse in Berlin austesten möchte, habe selbstverständlich bereits Reiseerfahrung in Südamerika gesammelt, war mit lateinamerikanischen Männern liiert und ich kann mit Stolz behaupten, dass mein Spanisch das Level erreicht hat, dass ich verschiedene lateinamerikanische Akzente auseinanderhalten kann!
Aber nein, das ist noch nicht alles. Der Beginn von der Freundschaft zwischen Sophie und mir legte sofort die gemeinsame Basis fest. Sophie und ich setzten dem ganzen Lateinamerikawahn nämlich noch eins drauf, als wir uns dazu entschlossen, unsere Leidenschaft auch noch zu studieren!
Für wen genau der Masterstudiengang „Interdisziplinäre Lateinamerikastudien“ der Freien Universität Berlin eigentlich gedacht ist und was eigentlich der Zweck des Studiums ist weiß wohl keiner so ganz genau. Fakt ist allerdings, dass sich neben einer großen Anzahl von in Berlin gestrandeter Latinos, die ihren Kontinent aus dem fernen Gegensatz namens Europa analysieren möchten, noch ein paar vereinzelte deutsche SüdamerikafanatikerInnen für den Master einschrieben und verzweifelt zwischen den waschechten Lateinamerikanern rumhüpften um mit krampfhaft akzentfreien Spanisch einen Platz in deren Gang zu ergattern. Ein Wettkampf den Sophie und ich recht schnell aufgaben. Der Frust darüber kam höchsten nach dem ein oder anderen Schnaps auf der Uni-Weihnachtsfeier zum Vorschein. Mit der Absolvierung des dubiosen Studiengangs wurde man zwar mit dem Titel Master of Arts belohnt, gleichzeitig allerdings mit zeitlich unabsehbarer Arbeitslosigkeit bestraft. Aber das war es wert! (Oder?)
Sophie und ich sitzen nun auf jeden Fall im gleichen oder sehr ähnlichen Boot und leider bieten einem diese Coronatage sehr viel Zeit um das eigene Leben zu rekapitulieren und über gesetzte Prioritäten nachzudenken. Wäre das Thema Lateinamerika unter der Kategorie persönliches Interessengebiet nicht besser aufgehoben gewesen? Für alle, die diesen Text lesen, und jetzt vielleicht aufmunternd den Kopf schütteln und sich denken: Na, immerhin seid ihr jetzt Expertinnen eines geographischen Territoriums! Das ist doch super und das kann nicht jeder von sich behaupten! Zugern würde ich das bejahen, aber in der Realität muss ich leider antworten, dass dem nun wirklich nicht so sei, denn einen ganzen Kontinent kann man dann leider doch nicht studieren. Eine traurige Erkenntnis, wie wir finden.
Aber wer weiß, vielleicht haben wir trotzdem eine Chance irgendwie unser Wissen in irgendeiner Form nützlich zu verwenden. Oder vielleicht und mit etwas Glück gibt es ja noch die ein oder andere an Lateinamerika verlorene Seele, die die gleiche Leidenschaft wie wir hegt? Gemeinsam schwärmen macht doch viel mehr Spaß und gerade in Berlin gibt es doch sicher viele versteckte berlinesas oder auch welche, die ihre eigene berlinesa-Seite noch gar nicht erst entdeckt haben!